Der Konvent 1
Datum | 14. September 2017 |
Zeit | 19:00 – 21:14 |
Ort | zeitraumexit e.V. – Innenhof |
Leitung | Die Herrschaft der Kunst |
Moderation | Jan-Philipp Possmann |
Protokoll | Sarah Kral, Valentin Alisch |
Gleich geht's los!
Die Königin wurde in einer feierlichen Zeremonie in den Ring des Konvents getragen.
Die Königin spricht zum Volk: Sie begrüßt die Künstler,
und Besucher.
In ihren Händen hält sie fantastische Flyer.
JP Possmann weiß mehr:
Zitat: "Es gibt kein Geld für die Kunst." Weiter: wie kann man die Kunst finanzieren. Welche Wege wird zeitraumexit in der Zukunft gehen?
Wie kann man die Herrschaft der Kunst in Mannheim nochmal ermöglichen? Aber: eine zeitgemäße, konstitutionelle Herrschaft der Kunst? Was wünschen sich die Bürger? Was wünscht sich die Allgemeinheit für ein soziales Haus?
Zeitraumexit lädt die Bürger ein die Kultureinrichtung der Zukunft selbst mitzubestimmen.
Im Rahmen diese Konventes wird bis zum 23ten ein Regelwerk gefunden werden, welches festlegt wer wie womit die Räumlichkeiten von zeitraumexit belegen darf.
Aber wer ist eigentlich der Konvent? Wer ist die Allgemeinheit? Die Königin spricht.
Und warum eigentlich Mannheim?
Die Königin selbst möchte ihre Neugier stillen, und möchte mitbestimmen was an Stelle der Herrschaft der Kunst tritt. Aber erstmal gibts Tee. Und zwar heißen.
Es wird außerdem ein goldener Schlüssel in den Konvent getragen. Ein fantastischer Schlüssel gebacken mit Liebe und besten Zutaten, ca. 50x auf 25cm
Die Königin begrüßt ihren Expertenrat.
Das Stichwort Mitbestimmung/ Participation wird als erster Punkt angesprochen.
Gibt es Regeln für den Konvent?
Die Runde des Konvents wird konzentrierter. Die Königin ist von ihrem Podest gestiegen und sitzt im Kreise ihres Volkes. JP Possmann erhebt nochmals das Wort.
Zunächst wird er das "Projekt" vor:
In 8 Tagen soll ein Regelwerk entstehen, welches 5 Dinge klärt:
Wer ist betroffen vom kommenden Prozess in zex? Nachbarn? Publikum?
Wer darf entscheiden? Wer ist stimmberechtigt? Wer darf eine Meinung haben?
Wie sieht der Wahlprozess aus? Mehrheitsentscheidung? Philosophenrepublik? Wie läuft das?
Und womit darf man sich bewerben? Kommerzielle Absichten? Nur Künstler? Randpostitionen?
Die Königin wiederholt: Für sechs Monate sollen fremde "Mieter" die Räume besetzen. Frage an JP Possmann: Warum eigentlich?
Antwort: Um einerseits herauszufinden, wie Kunst finanziert wird, und warum. Was berechtigt die Förderung eines sozio-kulturellen Zentrums wie ZEX?
Deshalb lädt ZEX dazu ein, seine Räumlichkeiten zu füllen.
Derweilen frägt die Königin sich, ob Rauchen im Konvent erlaubt ist.
Der Konvent überlegt laut, wo, wann gewisse Regeln festgelegt werden.
Fest steht: der Konvent entscheidet in regelmäßigen Abständen, wer die Räume wann belegen darf.
Die Herrschaft der Kunst sieht die Füllung der Räume auf jeden Fall zugunsten des Volkes, dh. jeder "Mieter" müsste seine Bespielung in gewissem Maße für die Öffentlichkeit zugänglich machen.
Der Konvent fragt sich, ob man eigentlich Mannheimer sein muss, um die Räume von ZEX füllen zu dürfen.
Ein Problem: Das Publikum von ZEX ist zuweilen sehr exklusiv.
Aber wo bleiben eigentlich die sozialen Räume?
Ja, Gentrifizierung ist ein Problem. In gewisser Weise fällt das neue Projekt in diese Diskussion (in begrenzter Weise.)
Der Konvent: Wäre es möglich im mehr konventionellen Sinne "Mieter" zu sein, also in den Räumlichkeiten tatsächlich zu wohnen?
JP Possmann sieht es die Möglichkeit, es als Wohnprojekt im erweitertem Rahmen zu sehen.
Die Herrschaft der Kunst: Inwieweit muss die Bespielung der Räumlichkeiten dem Allgemeinwohl dienen?
Folgende Ziele sind bspw. anzustreben: Wissenschaft und Forschung, Förderung von Kunst und Kultur, Hilfe für politisch Verfolgte, Förderung der Heimatpflege, Förderung des Tierschutzes & Sportes und die Förderung des politischen Engagements UVM
Und was noch? Wie kann man diese Ziele noch erweitern?
Zurück zur Wohnungsthematik
JP fasst zusammen: Muss man an den gemeinnützigen Zielen festhalten, und wie kann man sie definieren?
Der Konvent ist sich noch nicht ganz sicher worum es bei "dem Projekt" geht? Worüber wird eigentlich entschieden? Nur die Räumlichkeiten? Das Personal? Die Budgets? Oder was noch
Antwort: Der komplette Betrieb steht zur Debatte.
Bsp: Am 14ten Oktober findet die erste Versammlung statt. Dort treffen sich fünf Personen die gerne die Räumlichkeiten füllen möchten. Dann wird entschieden, wer die Möglichkeit bekommt, seine Bespielung mit allem Drum und Dran auszuleben. Alles was der zukünftige Mieter braucht: Von Öffentlichkeitsarbeit, über Räumlichkeiten, und Hilfestellungen.
Eine Expertin der Runde erzählt aus Erfahrung: Es gibt viele einzelne Menschen die Ideen haben, aber niemanden, der ihnen unter die Arme greift. Und hier kommt ZEX ins Spiel
Ein schöner Teil dieses Projektes ist, dass die Ideen von jedem kommen können, und jeder die Hilfe bekommen kann, seine Projekt zu verwirklichen. Und die Allgemeinheit entscheidet.
Oder wer entscheidet jetzt nochmal? Diese Frage muss geklärt werden: Sicher ist, es werden nicht die Mitarbeiter von ZEX sein.
Die Experten fragen sich, ob sich der demokratische Anspruch der Kunst daran misst, dass die Kunst gar nicht die Entscheidung trifft?
Ist es: Wir lassen die Leute mitmachen? Oder ist es: Die Leute machen exemplarisch "mal" mit? Und führt das zu einer Ästhetik?
Ist es sinnvoll in einer Zeit, in der alles auf der Basis läuft, dass jeder mitbestimmen darf, gegen die Herrschaft der Kunst zu rebellieren oder braucht es vielmehr Richtlinien?
Die Anforderung des Marktes an den Künstler war immer: "der macht sein eigenes Ding".
Der Begriff der Kunst hat sich über die Jahrhunderte sehr verändert.
Die Rolle des Kunst und des Ästhetischen verändert sich – wie verhält es sich aber mit der Demokratie? Was passiert, wenn Künstler sich in einer kapitalistischen Demokratie selbst auflösen?
JP Possmann behauptet, dass die souveräne Kunst erst Sinn macht, seitdem die Gesellschaft selbst souverän geworden ist.
Wer gerne herrschen möchte und sich der Demokratie entziehen möchte, sollte Intendant werden – JP Possmann
Die Herrschaft der Kunst fragt: Welcher der Künstler nimmt sich wirklich noch raus zu sagen: "Ich mach jetzt hier mein Ding."
Plädieren die Experten für ein gesundes Maß an autoritärem Verhalten?
Nicht in der Politik. Es sollte mehr Mitbestimmung geben, als in machen partizipativen Modellen vorgesehen.
Die Partizipation soll auf drei Ebenen stattfinden. Man kann am Konvent teilnehmen und das Regelwerk mitbestimmen. Zusätzlich können die Versammlungen besucht werden – ein weitere Ebene der Partizipation. Und schlussendlich partizipieren diejenigen, die die Räume nutzen ebenfalls.
Idee der Allmende. Der Gemeindeacker.
Nachfrage: Was verspricht sich die Leitung des Hauses und die Kuratoren von der artfremden Einrichtung? Welche Erfahrungen sollen gesammelt werden?
JP Possmann interessieren zwei Dinge daran. Wie weit kann zeitraumexit geöffnet werden und andere Postionen einzubeziehen, ohne zeitraumexit zu zerbrechen und eine gewisse Komplexität aufrecht zu erhalten.
Zweitens: genauso interessant ist die Herausforderung, welche an die Arbeit des Teams von zeitraumexit gestellt wird.
Gibt es Veränderung durch die artfremde Einrichtung? Dadurch, dass zeitraumexit soweit aufgebrochen wird und eventuell aus dem Feld der Kunst heraustritt.
Apfelsaft.
Benutzt zeitraumexit dieses Projekt als Deckmantel zur eigenen Weiterbildung ohne dafür konkret Investitionen tätigen zu müssen?
Ein reizvoller Aspekt des Projekts ist, dass die Kurator.innen ihre Position abgeben und der Allgemeinheit die Möglichkeit geben, zu bestimmen, was sie sehen möchten.
Die Frage steht im Raum, welche Anforderungen an zeitraumexit selbst gestellt werden. Steht hinter dem Projekt ein äußeren Einfluss, der Druck auf zeitraumexit ausübt sich zu öffnen?
Durch die Eröffnung der Möglichkeit zur Mitbestimmung besteht die Hoffnung, dass zuvor stille Kritiker an zeitraumexit laut werden und selbst aktiv werden.
Verbesserungsmöglichkeit: Aktiver auf eventuelle beteiligte Personen zugehen. Es ist nicht sonderlich einfach, sich einzubringen ohne eine direkte Ansprache.
Wie wird der Prozess dokumentiert? Es gibt eine Videodokumentation über das gesamte Projekt, sowie diese Webseite. Eine Hoffnung für zeitraumexit sind neue Kooperationen – zum Beispiel durch Projekte die für beide Seiten super laufen und auch neue Leute ans Haus bringen.
Wenn Projekte und Erkenntnisse entstehen, die gut angenommen werden, ist zeitraumexit bereit sich selbst drauf einzulassen und in Zukunft im Kern zu verändern.
Die Gesellschaft einbeziehen um davon zu lernen, kann auch Kunst sein.
Zahra kritisiert das Hinterfragen des Projekts. Warum kann eine Möglichkeit zur Partizipation und aktiven Teilnahme nicht offen und ohne Hinterfragen angenommen werden?
Wie greifen wir die Räume, die uns zur Verfügung gestellt werden? Muss man Rücksicht auf zeitraumexit und deren Interesse nehmen, oder bewusst sein eigenes selbständiges, eventuell egoistisches, Ding durchziehen?
Nicht nur Randgruppen werden angesprochen, sondern auch Einheimische sind herzliche willkommen.
Was machen wir mit der Chance? Wie bringen wir Leute dazu und zur Beteiligung?
JP Possmann fasst zusammen: Am Anfang wurde das Projekt erklärt und dazu praktische Fragen gestellt. Danach wurde die Frage behandelt, wie sich Beteiligungsprojekte verhalten – was ist, das Beteiligung in Machtverhätlnissen. Legt sich zeitraumexit den Mantel der Beteiligung um, hat im Hinterkopf aber weiterhin die eigenen Interessen?
Ist Kunst das letzte Refugium des Autoritären? Was passiert, wenn Kunst auch demokratisch funktioniert – wird sie dadurch besser?
Kunst wird durch die artfremde Einrichtung demokratisiert.
Bevor die Beteiligung kritisiert wird, sollte man diese erstmal ergreifen.
In kommenden Diskussionen wird es aktiver darum gehen, wie sich das Projekt realistisch umsetzen.
Wie geht es weiter? Was passiert morgen?
Ein Impulsreferat über Gemeinnutz und Gemeinwohl wird von Sybille de la Rosa gehalten.
Eine wichtige zu diskutierende Frage sollte sein: Wer darf sich bewerben? Dürfen kommerzielle Projekte einbezogen werden?
Morgen findet der Konvent bereits um 17:00 Uhr statt.
Des Weiteren wird ein Chor in Mannheim selbst die Konventergebnisse in die Stadt tragen.
Die Königin bekommt übrigens die blaue Wärmflasche.
In den nächsten Tagen, wird sich zeigen, wie man zu Ergebnissen kommt. Dabei stellen sich mehrere Fragen: Wer wird vor Ort sein, um an der Entscheidungen teil zu nehmen? Wie findet die Kommunikation von Tag zu Tag statt, wenn die Teilnehmer im Konvent wechseln: Kurz, wer ist ab morgen der Konvent, das "Wir"?
Aber das ist Politik.
Inwieweit ist ZEX bereit dazu, sich aufzulösen? Es gibt ja auch juristische Fragen. Wenn ZEX plötzlich zum Beispiel Tierschutz macht, könnte möglicherweise die Gemeinnützigkeit ins Wanken zu kommen?
JP Possmann: Es geht erstmal um einen begrenzten Zeitraum. Sollte sich am Ende "des Projektes" zeigen, dass ich ZEX von Grund auf ändern müsste, wäre eine neue Diskussion möglich/nötig.
Fest steht: Jeder, der während der Dauer des Konvents anwesend ist, darf auch mitbestimmen. Am Ende der acht Tage der Konventsitzungen gibt es ein Regelwerk, das im flexiblen Gemeinsam zusammengetragen wurde. Natürlich gibt es bei dieser "lockeren" Form der Mitbestimmung viele Fragen. Aber vielleicht ist der Konvent auch erstmal einfach eine Art sozio-Labor.
Wollen wir entscheiden, wann wir entscheiden, wie wir entscheiden?
Es ist viertel nach neun.
(fast)
Die Königin sagt Danke. Morgen ist sie wieder da. Und damit ist alles gut.
Außerdem morgen: 30°C